Am Puls der Wasserkraft
Am 20. Juni 2025 wird die Kraftwerke Oberhasli AG 100 Jahre alt und diesen Geburtstag und möchte die KWO mit der breiten Bevölkerung feiern. An verschiedensten Veranstaltungen während des ganzen Jahres laden wir Sie herzlich dazu ein, den Puls der Wasserkraft zu spüren und für wenige Stunden die spannende Kombination aus Natur, Mensch und Technik zu erleben. Höhepunkt der Feierlichkeiten bildet das Jubiläumswochenende Ende Juni.
Jubiläumsveranstaltungen der KWO 2025
10.04.2025 | Mehr Winterspeicher für mehr Versorgungssicherheit
Die KWO plant die Ausbauprojekten Trift und der Vergrösserung Grimselsee, welche seit Juni 2024 mit dem neuen Stromgesetz gesetzlich verankert sind. Doch was genau ist vorgesehen? Wie weit sind die Projekte fortgeschritten? Und wo steht der Bau der neuen Spitallamm Staumauer?
Ausführungen von KWO-Projektleiter Benno Schwegler | anschliessend Fragerunde | Apéro und Gespräche | Tramhalle Meiringen | 19.00 bis 21.30 Uhr | freier Eintritt
22.05.2025 | Natur, Mensch, Technik und Geschichte – hautnah erzählt
Tauchen Sie ein in ein Jahrhundert voller Geschichten, Schicksale und visionärer Bauprojekte. Das Jubiläumsbuch nimmt Leser:innen mit auf eine Reise durch die Vergangenheit der Kraftwerke Oberhasli – erzählt aus den Perspektiven der Menschen, die sie prägten. Vom Leben der ersten Pioniere bis zu den Herausforderungen von heute: authentisch, spannend und bildgewaltig. Ein Stück Schweizer Wirtschaftsgeschichte.
Vernissage des Jubiläumsbuchs «100 Jahre KWO» | anschliessend Zeit für Apéro und Gespräche | Tramhalle Meiringen|19.00 bis 22.00 Uhr | freier Eintritt
21.+22.06.2025 | Jubiläumswochenende der KWO – feiern Sie mit uns!
Erleben Sie die Grimselwelt an verschiedenen Schauplätzen von Innertkirchen bis zum Grimsel Hospiz. Getränke und Essen gibt's unterwegs an mehreren Standorten. Feiern Sie mit uns und sehen die Grimselwelt aus einer neuen Perspektive – an besonderen Schauplätzen, die es so noch nie zu entdecken gab. Höhepunkt ist die Begehung der neuen und alten Spitallamm Staumauer.
Die Veranstaltung findet jeweils von 9.00 bis 17.00 Uhr statt. Für alle Besuchende steht ein Shuttlebusbetrieb zu Verfügung.
Der Ticketverkauf für das Jubiläumswochenende startet im März 2025.
17.09.2025 | Die komplexe Welt hinter der Steckdose
Eine stabile und zuverlässige Energieversorgung ist essentiell für die Schweiz. 60 Prozent des Schweizer Stroms stammt aus Wasserkraft, was sie zur wichtigsten erneuerbaren Energiequelle der Schweiz macht. Die Referenten zeigen auf, welche Rolle die Wasserkraft und damit die KWO bei der Stabilisierung des Stromnetzes spielt und wie die nationale Netzbetreiberin Swissgrid Schwankungen im Stromverbrauch und der Produktion ausgleicht. Eine sichere und zuverlässige Stromversorgung ist eine komplexe Angelegenheit.
Anschliessend Premiere des Dokumentarfilms über den Bau der neuen Spitallamm Staumauer.
Ausführungen von Daniel Fischlin, CEO KWO, und Jörg Spicker, Senior Strategic Advisor Swissgrid | Premiere Dokumentarfilm Baustelle Spitallamm | anschliessend Zeit für Apéro und Gespräche | Tramhalle Meiringen | 19.00 bis 22.00 Uhr | freier Eintritt
13.11.2025 | Naturgefahren und Klimawandel
Murgänge, Steinschlag, Rutschung, Starkregen und auftauender Permafrost: Die Anlagen der KWO stehen an exponierten Lagen, teilweise im Hochgebirge. Naturereignisse und der Klimawandel stellen neue Herausforderungen an den Unterhalt und die Sicherheit. Wie sehen diese Herausforderungen konkret aus? Und wie geht die Entwicklung – auch bezüglich Wetter und Klima – weiter?
Ausführungen von Daniel Bürki, Leiter Planung Unterhalt & Fachgruppe Fels Wasser Eis KWO, und Rolf Weingartner, emeritierter Professor für Hydrologie Universität Bern | anschliessend Zeit für Apéro und Gespräche | Tramhalle Meiringen | 19.00 bis 21.30 Uhr | freier Eintritt
«Die KWO war immer vorne dabei, diese Kultur wollen wir pflegen.»
Im Jahr 2025 feiert die Kraftwerke Oberhasli AG ihr 100-jähriges Jubiläum. Ende Juni gibt es an der Grimsel ein grosses Fest für die Öffentlichkeit. Was hat das Unternehmen aus der Geschichte gelernt? Und wo steht es heute? Daniel Fischlin, CEO der KWO, gibt im untenstehenden Interview einen Überblick.
Die KWO feiert dieses Jahr das 100-jährige Jubiläum. Wie geht es Ihnen dabei?
Daniel Fischlin: Es ist eine spannende Zeit und ich freue mich sehr, gerade jetzt mit an Bord der KWO zu sein. So ein Jubiläum ist eine gute Gelegenheit, sich zu fragen, wo man steht. Gleichzeitig wird einem bewusst, was all die Menschen vor uns geleistet haben. Das ist nicht nur interessant, sondern verlangt einem auch viel Respekt ab.
Was ist Ihre Inspiration aus der Geschichte der KWO?
Die KWO wurde in einer Zeit des Mangels gegründet. Man wollte von der Kohle als Energieträger wegkommen und die Elektrifizierung vorantreiben. Die pragmatische Art, mit der die Gründerväter in den 1920er die KWO auf den Weg gebracht haben, beeindruckt mich. Man hat immer versucht, das Bestmögliche aus den vorhandenen Mitteln herauszuholen. Dabei ging man manchmal auch an die Grenzen. Dieser Geist hat die KWO geprägt.
Sie würden sagen, man spürt das heute noch?
Die KWO war stets vorne dabei, diese Kultur wollen wir pflegen. 1940 baute die KWO zum Beispiel das erste unterirdische Kraftwerk Europas, später am Räterichsbodensee eine Staumauer, die in die Landschaft passt, in den 1970er Jahren kam das erste grosse Pumpspeicherwerk… Anfang der 2000er Jahre war die KWO die erste Wasserkraftunternehmung mit einer eigenen Ökologieabteilung. Heute überlegen wir zum Beispiel, wie wir einen Roboter im Kraftwerksunterhalt einsetzen könnten. Überhaupt laufen wir bei der KWO praktisch täglich durch die Geschichte. Wir kommen an alten Bauwerken vorbei, an Maschinen mit Typenschildern von 1928, wir gehen durch Stollen oder über Treppen, die 100 Jahre alt sind, wir lesen alte Berichte und studieren Pläne von früher – unsere Mitarbeitenden sind sozusagen imprägniert mit Geschichte.
Das Thema Wasserkraft ist seit einiger Zeit in aller Munde. Hilft Ihnen dies, Ihre Projekte einfacher auf Kurs zu bringen?
Natürlich ist es wichtig, dass wir politisches Gehör finden, aber leider ist es damit nicht gemacht. Wasserkraft bewegt sich auf sehr langfristigen Horizonten, da ändert die Stimmung mehrere Male. Bei den Projekten nehmen schon nur die Verfahren sehr viel Zeit in Anspruch, allein das Konzessionsverfahren dauert zwei bis drei Jahre. Da kann noch so viel Schwung da sein, es macht die Amtsstuben selten schneller.
Obwohl die KWO über Jahre einen Dialog geführt hat mit Umweltverbänden, ist das Projekt Speichersee Trift durch eine Beschwerde zurückgeworfen worden. Frustriert Sie das?
Ich persönlich kann es nicht ändern, deshalb hat es wenig Sinn, sich darüber zu ärgern. Aber die Situation ist schon schwierig. Die Gegner reden bei der Trift von einem unberührten Gebiet und solche Worte erzeugen starke Bilder. Es wirkt dann oft so, als würden wir die letzten Oasen im Alpenraum zerstören, und dies in einer Welt, in der im Moment sowieso Vieles im Argen liegt. Aber: Das ist so nicht richtig. Wir tangieren mit dem Trift-Projekt kein Schutzgebiet, die Landschaft hat sich über die Jahre auch ohne Wasserkraft stark gewandelt und wird schon lange rege besucht.
Wasserkraft bewegt sich auf sehr langfristigen Horizonten, da ändert die Stimmung mehrere Male.
Daniel Fischlin, CEO KWO
Es geht also auch um die Sehnsucht nach einer heilen Welt?
Es kommt mir so vor ja. Die KWO zerstört diese Idylle von Blumenwiesen und Kuhglocken. Fakten spielen da weniger eine Rolle. Beispielsweise die Tatsache, dass mit dem Klimawandel die Nullgradgrenze laufend höher steigen wird, und dass sich damit auch die Fauna und Flora im Gletschervorfeld der Trift verändern wird. Trotzdem sehe ich keinen anderen Weg, als den Dialog mit den verschiedenen Kreisen weiterzuführen. So wie wir das aktuell auch für das Projekt Vergrösserung Grimselsee machen.
Die KWO hatte eine Phase, in der sie stark in die Kritik geriet, auch innerhalb der Region, als sie in den 1980er und 1990er Jahren das Projekt Grimsel-West vorantrieb. Wie ist das Verhältnis zur Region heute?
Wir können nicht so wirtschaften, dass wir die ganze Region gegen uns haben. Dafür war die Grimsel-West Zeit eine sehr lehrreiche Lektion. Das Projekt plante man in viel zu grossen Dimensionen und arbeitete mit einer etwas einseitigen technischen Sichtweise. So gesehen war die Kurskorrektur wichtig. Die KWO hat sich danach sehr stark um bessere Beziehungen in der Region bemüht, in dieses Kapitel fällt auch die Öffnung gegenüber Einheimischen und Gästen mit unserer Grimselwelt. Wir sind immer auf den Goodwill der Bevölkerung angewiesen. Für jedes Projekt braucht es beispielsweise Einwilligungen von Landbesitzern, wir brauchen Zugang zu bestimmten Orten, wir beantragen Baubewilligungen, um nur einige Beispiele zu nennen – das geht nicht ohne ein gutes Verhältnis zur Region.
Sie sagten, die Wasserkraft bewegt sich auf langfristigen Horizonten. Trotzdem müssen Sie am Markt bestehen, wie geht das zusammen?
Es ist so, wir können uns nicht nach kurzfristigen Zyklen richten, das liegt nicht im Charakter eines Wasserkraftunternehmens. Denken Sie nur, so ein Bauwerk hält 150 bis 200 Jahre, beispielsweise eine Staumauer. Und es dauert sechs bis acht Jahre, sie zu bauen. Wirtschaftlichkeitsrechnungen hingegen haben einen Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren. Man macht also eine Rechnung, sagt, es ist wirtschaftlich – aber wenn das Kraftwerk oder die Mauer in Betrieb geht, sieht die Welt schon wieder anders aus. Man muss deshalb eine Vision haben, man muss daran glauben, dass es die Wasserkraft auch in 100 Jahren noch braucht.
Und, wird es sie noch brauchen?
Ich bin überzeugt davon! Schon nur, wenn man sich anschaut, wie die Stromnetze funktionieren. Diese Anforderungen, die Stabilität, die ein Netz braucht, das kann nur die Wasserkraft leisten: schnell reagieren, schnell rauffahren und Leistung liefern. Gasturbinen würden auch in Frage kommen, aber aufgrund der CO₂ -Problematik fallen sie weg. Da bleibt nur Wasserkraft. Und noch etwas…
Ja?
Mir scheint manchmal, die Gründer der KWO haben besser mit Unsicherheit umgehen können, als wir es heute tun. Die glaubten an die Wasserkraft. Sie sagten, wir brauchen das jetzt und richteten sich danach, wie viel Geld zur Verfügung stand. Damals hat niemand die Wirtschaftlichkeit dieses Vorhabens berechnet. So etwas funktioniert einfach nicht.
Mir scheint manchmal, die Gründer der KWO haben besser mit Unsicherheit umgehen können, als wir es heute tun.
Daniel Fischlin, CEO KWO
Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?
Es gibt verschiedene Herausforderungen, die wir bewältigen müssen. Auf operativer Ebene zum Beispiel gilt es, dem Fachkräftemangel entgegenzutreten. Hier setzen wir darauf, vermehrt Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger für unsere Arbeiten zu begeistern und wir wollen den Frauenanteil deutlich steigern. Gleichzeitig müssen wir sorgfältig mit dem Wissen umgehen, das in der KWO vorhanden ist. Dabei kommen auch moderne Technologien zum Einsatz, etwa eine KI, die wir so trainieren, dass sie mithilft, unser Fachwissen zu bewahren. Wir wollen zudem eine Ausbildungsstelle sein für Kraftwerke in der Schweiz und im Kraftwerksunterhalt ein Wort mitreden. Ebenso soll die KWO ein Leuchtturm bleiben für nach haltigen Tourismus.
Die KWO umfasst sehr viele verschiedene Themenbereiche, was ist der gemeinsame Nenner?
In den 100 Jahren haben wir sehr viel Erfahrung erlangt im Umgang mit Natur, Stromerzeugung und Tourismus. Wir stehen in der Verantwortung, diesen Erfahrungsschatz an die nächsten Generationen weiterzugeben. Leider verkommt der Begriff «Nachhaltigkeit» heute oft zu einem Papiertiger. Dagegen wehre ich mich. Wir haben bei der KWO die Möglichkeit, Nachhaltigkeit in Tat umzusetzen. Wir nutzen die Landschaft für die Produktion von Wasserkraft und deshalb müssen wir auch Sorge zu ihr tragen.
Interview: Annette Marti
Fakten zur KWO und ihrer 100-jährigen Geschichte
Die Kraftwerke Oberhasli AG ist am 20. Juni 1925 in Bern gegründet worden. Federführend im Planungsprozess war die damalige Bernische Kraftwerke AG BKW (heute BKW Energie AG) mit ihrem Direktor Eduard Will. Die BKW hatte bereits 1906 eine Konzession erhalten zur Ausnutzung der Wasserkräfte im Oberhasli, sie hätte die Aufgabe gerne im Alleingang bewältigt.
Die damaligen politischen Verhältnisse liessen dies jedoch nicht zu und so trat die eigenständige Aktiengesellschaft KWO auf die Bühne. Die Idee war, weitere Partner für das Vorhaben zu gewinnen. Dies gelang jedoch erst nach einiger Zeit: 1928 kam die Stadt Basel als Aktionärin dazu, 1930 die Stadt Bern und 1938 die Stadt Zürich.
Seither ist die KWO ein Partnerwerk, mit bis heute gleichbleibenden Besitzverhältnissen: Die KWO gehört zur Hälfte der BKW, die andere Hälfte teilen sich die drei Städte Basel, Bern und Zürich.
Der Ausbau des Kraftwerksystems mit den heute 8 Seen und 13 Kraftwerken erfolgte in mehreren Etappen: Handeck 1 (1925–1932), Innertkirchen 1 (1940–1942), Handeck 2 (1947–1950), Oberaar / Grimsel 1 (1950–1954), Gadmer Seite (Fuhren, Hopflauenen, Innertkirchen 2 1958–1968), Handeck 3 (1972–1976), Grimsel 2 (1973–1980), Handeck 2a und Innertkirchen 1a (2012–2016), Innertkirchen 3 (2015 / 16), Grimsel Nollen (2017).