Urs Willener, Kraftwerksleiter KWO Aaretal

Story Kagegorie

Er spielt gerne den Detektiv

Für ihn ist kein Tag wie der andere: Urs Willener ist Leiter der Kraftwerke im Aaretal und liebt es, bei Störungen der Maschinen auf Spurensuche zu gehen. Der KWO-Mitarbeiter verrät, wie der ideale Arbeitstag für ihn aussieht und was ihm schlaflose Nächte bereitet.

07.03.2025 Author – Heidi Schwaiger

Porträtserie Jubiläum

 

 

 

Für ihn ist kein Tag wie der andere: Urs Willener ist Leiter der Kraftwerke im Aaretal und liebt es, bei Störungen der Maschinen auf Spurensuche zu gehen. Der KWO-Mitarbeiter verrät, wie der ideale Arbeitstag für ihn aussieht und was ihm schlaflose Nächte bereitet.

 

Es ist ungewöhnlich still im Grimsel 2, dem unterirdischen Pumpspeicherwerk auf rund 1750 Meter. Die vier laubfroschgrünen Turbinen geben keinen Mucks von sich. «Normalerweise vibriert hier alles und man versteht sein eigenes Wort kaum», sagt Urs Willener und lacht. Der grosse, schlanke Mann mit der dunklen Brille ist seit rund fünf Jahren Leiter der Kraftwerke im Aaretal und eigentlich dafür zuständig, dass die Maschinen laufen. Doch diesen Winter ist alles anders. Grund ist der leere Grimselsee rund 100 Meter über der Anlage. Hier werden Spreng- und Vorbereitungsarbeiten für die Inbetriebnahme der neuen Staumauer vorgenommen. Gleichzeitig werden die Leitungen, in denen sonst das Wasser rauscht, bis zur Seefüllung im Frühling generalüberholt. Urs Willener führt den Besuch in die geöffnete, vier Meter hohe Röhre, die normalerweise das Wasser mit hohem Druck vom See zu den vier Turbinen führt. «Das Unterwassersystem ist zum ersten Mal seit dem Bau von Grimsel 2 Ende der 1970er Jahre leer. Das ist eine spannende Phase.» Der KWO-Mitarbeiter leuchtet mit der Taschenlampe seines Handys in das gähnende Schwarz der Röhre, gestikuliert und erzählt.

 

«Jede Anlage ist anders und einzigartig, das macht es interessant», sagt der 41-Jährige über «seine» Kraftwerke im Aaretal und schiebt die Hände in die Hosentaschen. Der gelernte Elektriker, der nach der Lehre Elektrotechnik studierte, liebt es, bei der Arbeit Detektiv zu spielen und Maschinen und Anlagen wieder zum Laufen zu bringen. Das Zusammenspiel von Mechanik und Elektrotechnik fasziniere ihn. Er lerne jeden Tag etwas dazu. «Wenn ich mein Team morgens um 7 Uhr zur Besprechung treffe, weiss ich nie, was mich an diesem Tag erwartet.» Urs Willener ist täglich im weitverzweigten Tunnelsystem der KWO unterwegs, macht Kontrollbesuche bei den verschiedenen Kraftwerken von der Handeck bis zum Grimsel Nollen. Viel Zeit nehmen Sitzungen und administrative Arbeiten wie die Führung seiner 14 Mitarbeiter in Anspruch. 

 

Gefragt nach einem idealen Tag sagt der Vater einer knapp einjährigen Tochter mit schräg gelegtem Kopf: «Wenn die Maschinen verfügbar sind und alles läuft.» Bei Feuerwehrübungen wie im letzten Sommer, als im Kraftwerk Handeck 2 ein Schieber undicht war und das komplette System geleert werden musste, geht bei ihm der Puls schneller. «Das ist zwar spannend, raubt mir aber auch den Schlaf», bekennt er. Dann fügt er mit einem Grinsen hinzu: «Doch wenn es nur rauscht, ist es auch langweilig.» Im Normalfall werden er und sein Team rund acht Mal pro Woche von der Leitstelle wegen einer Störung aufgeboten. Im Moment ist es etwas ruhiger, da das «Flaggschiff», wie er Grimsel 2 nennt, ausfällt. «Nun habe ich Zeit, die Mitarbeitergespräche vorzubereiten», erklärt der Kraftwerksleiter mit einem Augenzwinkern.

 

Der gebürtige Meiringer, der mit seiner Familie in Sachseln wohnt, freut sich darauf, Ende Juni 2025 für das Jubiläumswochenende die Türen der Kraftwerke an der Handeck und an der Grimsel für alle Interessierten zu öffnen. «Die Leute, die hier arbeiten, sind stolz darauf und zeigen das gerne.» Er hofft auf viele Besucher:innen sowie einige Starts und Stopps der Turbinen. Diese seien zwar nicht unbedingt gut für die Anlagen, jedoch spektakulär fürs Publikum. Sein Traumjob? «Ja, das kann man so sagen», meint er und nickt. «Bei der KWO wird einem garantiert nicht langweilig.»

 

Bildlegende:

Gehört zu den Kraftwerken im Aaretal, die Urs Willener am Laufen hält: Handeck 1, das einzige oberirdische Werk und die «Wiege der KWO», wie der Kraftwerksleiter sagt.

 

 

 

 

 

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Als Bauherrenvertreter laufen bei Franz Thöni die Fäden zusammen – gleichzeitig ist er gemeinsam mit seinem Arbeitskollegen Marco Ryter als Asset Manager für die Investitionsplanung der Kraftwerke verantwortlich. Während Marco die Leitung des Ressorts Produktion und Assetmanagement hat, widmet sich Franz den technischen Aspekten und der Projektplanung. Die Seeabsenkung ist diesbezüglich eine Herausforderung. «Wir wussten nicht genau, was uns erwartet, sobald das Wasser weg ist», erklärt der Brienzer. Bald stellte sich heraus: Eine Schütze am Einlauf des Umleitstollens ist unter der Last der Sedimente geborsten und musste ausserplanmässig ersetzt werden. Kein Problem für Franz Thöni: Er telefoniert, organisiert, hört zu. Auch am Wochenende, wenn es sein muss. 

Leerer Grimselsee mit Sedimentablagerungen, linkerhand ein rotes Pistenfahrzeug

Der leere See ist noch mit Schnee bedeckt. Er wirkt wie eine Mondlandschaft; die Aare hat einen Canyon durch die meterdicken Sedimentablagerungen gefressen. Am Ende des Sees steht das Einlaufbauwerk für das Kraftwerk Grimsel 2, das aus der Ferne wie ein Drehrestaurant wirkt. Franz Thöni stemmt die Hände in die Hüften und erklärt die Revisionsarbeiten am Kessiturm, die Bohrlöcher, die an der alten Staumauer für den Durchfluss entstehen, die Revision des Spülstollens sowie die Sprengarbeiten für den Einlauf des neuen Pumpspeicherwerkes Grimsel 4. Bis zu 120 Personen sind hier täglich an verschiedenen Orten tätig. «Es ist wichtig, nun alles zu inspizieren und zu revidieren, damit es für die nächsten Jahrzehnte in Ordnung ist», so der 49-Jährige. 

Bei der KWO wird einem garantiert nicht langweilig.

Urs Willener, Leiter Kraftwerke Aaretal KWO


Vor knapp 20 Jahren stiess der Mann mit den wachen blauen Augen als Konstrukteur zur KWO. Mehrmals wechselte er innerbetrieblich die Stelle, bildete sich weiter. «Ich bin ein Allrounder, nirgends der absolute Spezialist», sagt er. Den strategischen Teil seiner Arbeit am Anfang eines Projekts mag er besonders. Da er sich lieber um Projekte als um Personal kümmert, schätzt er die Zusammenarbeit mit Marco Ryter. «Wir ergänzen uns gut.» Gefragt nach den Projekthighlights kommt Franz Thöni ins Schwärmen und nennt den Neubau des Tandems (19 km Stollen, 280 MW mehr Leistung, das grösste Beruhigungsbecken der Schweiz) in den Jahren 2012 bis 2016. Den Ersatzbau Spitallamm hingegen bezeichnet er schmunzelnd als «Betonklotz».

Drohnenaufnahme des leeren Grimselsee mit alter und neuer Spitallamm Staumauer

«Ich möchte nichts anderes machen», sagt er überzeugt. Trotzdem freut sich der begeisterte Bergsportler und zweifache Familienvater auf weniger arbeitsintensive Zeiten. Ihm schwebt vor, sein Pensum auf 80 Prozent zu reduzieren und mit seiner Frau öfter mit dem VW-Bus unterwegs zu sein. Gleichzeitig freut er sich auf die kommenden Projekte Grimsel 4 und die Druckleitungssanierung an der Oberaar im Jahr 2027. «Die KWO hat eine perfekte Grösse: Wir können vieles selber machen und haben einen grossen Gestaltungsspielraum.» Dann besteigt er erneut den Krankorb und fährt zurück ins Sonnenlicht und zu seinem Arbeitsplatz in Innertkirchen, wo er sich nach dem Ausflug in die Gegenwart mental wieder mit der Zukunft der Kraftwerksanlagen beschäftigt.