Mit einer Sprengung, dem offiziellen «Anschiessen», haben am 20. Juni 2019, die Bauarbeiten für die neue Ersatzstaumauer Spitallamm an der Grimsel feierlich begonnen. Der CEO der Kraftwerke Oberhasli AG, Daniel Fischlin, eröffnete die Feier auf der Baustelle, blickte zurück und lobte in seiner Rede die Pionierarbeit der Ingenieure und Bauleute, die vor über 90 Jahren die erste Staumauer gebaut hatten. «Der Grimsel- und Gelmersee sind der Ursprung des KWO-Anlagenkomplexes und mit etwa der Hälfte des Speichervolumens auch das Herz, also die Identität der KWO», so Fischlin weiter. Martin Eschle, Vize-Verwaltungsratspräsident der KWO und Geschäftsleitungsmitglied des Basler Energieversorgungsunternehmens IWB, ordnete den Bau der Mauer in einen Gesamtzusammenhang: «Die Erneuerung der Spitallammmauer ist nicht nur essentiell für die KWO, sondern für die Stromversorgung der ganzen Schweiz.» Weitere Redner waren Luc Frutiger, Mitinhaber und Delegierter des Verwaltungsrates der Frutiger-Gruppe, als Vertreter der ARGE Grimsel, welche im Auftrag der KWO die Staumauer baut, sowie Ralf Grand, Chefbauleiter der KWO. Anwesend am feierlichen «Anschiessen» waren rund 60 Gäste, darunter unter anderem Vertreter des KWO-Verwaltungsrates, der ARGE Grimsel, der Gemeinde Guttannen und Projektbeteiligte der KWO.
Graben in zwei Schichten an sieben Tagen pro Woche
Mit dem «Anschiessen» gehen nun die Bauarbeiten für die Ersatzstaumauer Spitallamm an der Grimsel richtig los, der Ausbruch des Erschliessungstollens Süd hat begonnen. Er ermöglicht den Zugang mit grossen Geräten sowohl zur neuen, also auch zur bestehenden Staumauer. In den folgenden Wochen werden die Arbeiter an sieben Tagen pro Woche in jeweils zwei Schichten den Stollen graben. Jeden Tag geht es rund sieben Meter vorwärts, sodass Ende September 2019 der neue Zugangsstollen zu den Staumauern erstellt sein wird.
Parallel zum Ausbruch des neuen Erschliessungsstollens bauen die Arbeiter die Infrastruktur auf, die für den Bau der Ersatzstaumauer benötigt wird. Dazu gehören Zufahrten, die Wasser- und Stromversorgung, die Abwasseranlagen, Unterkünfte für die Arbeiter auf der Baustelle und Büros. Auf dem Grimsel Nollen werden rund 40 Schlafplätze eingerichtet. Weitere 32 Schlafplätze bestehen bereits in Guttannen. So können rund drei Viertel der Arbeiter, die im Einsatz sind, vor Ort übernachten.
Eine besondere Herausforderung bei den Arbeiten ist die Nähe des Stollens zur bestehenden Infrastruktur, also zu den Hochspannungsmasten, dem Historischen Alpinhotel Grimsel Hospiz, der bestehenden Staumauer und deren Nebenanlagen. Zahlreiche Messgeräte zeichnen die Erschütterungen aus den Bauarbeiten und den Sprengungen auf. Nötigenfalls können die Bauleute entsprechend reagieren und Anpassungen vornehmen. Ende Juni beginnt auch der Bau einer Seilbahn, die bis zu neun Tonnen Material transportieren kann. Sie wird zwischen der Felsflanke Juchli und dem Grimsel Nollen gespannt und dient beispielsweise dem An- und Abtransport von Maschinen oder der Versorgung mit Sprengstoff für den Fundamentaushub. Der Aushub im Fels wird ab Anfang September ebenfalls an sieben Tagen pro Woche gesprengt. 2020 sollen die Aushubarbeiten fertig sein, auch das Kieswerk in der Gerstenegg und die Betonanlage am Fuss der neu entstehenden Staumauer werden dann in Betrieb genommen werden. Der eigentliche Bau der neuen Staumauer, die sichtbaren Betonarbeiten, beginnen 2021 und dauern bis 2025.