
Mensch
Bei ihm laufen die Fäden zusammen
Franz Thöni ist für die Investitionsplanung der Kraftwerke mitverantwortlich, nimmt gleichzeitig aber auch die Bauherrenfunktion bei der Ausführung der Bauprojekte ein. Ein Treffen mit dem Allrounder und Troubleshooter im leeren Grimselsee.
07.03.2025 Autor:in – Heidi Schwaiger
Die Karabiner und Seilklemmen klirren, während Franz Thöni in seinen Komplettgurt steigt und anschliessend den Helm über seine schwarze Mütze stülpt. Dann schwebt der KWO-Mitarbeiter von der Krone der alten Spitallammmauer in einem metallischen Krankorb hinab in den leeren Grimselsee. Unten ist es winterlich kalt, ein Bagger brummt. «Zwischen dem 6. Dezember und dem 16. April laufen hier bis zu 15 Bauvorhaben parallel», erklärt der gross gewachsene Mann und ergänzt: «Das ist das grösste Unterhaltsprojekt in der Geschichte der KWO.»
Als Bauherrenvertreter laufen bei Franz Thöni die Fäden zusammen – gleichzeitig ist er gemeinsam mit seinem Arbeitskollegen Marco Ryter als Asset Manager für die Investitionsplanung der Kraftwerke verantwortlich. Während Marco die Leitung des Ressorts Produktion und Assetmanagement hat, widmet sich Franz den technischen Aspekten und der Projektplanung. Die Seeabsenkung ist diesbezüglich eine Herausforderung. «Wir wussten nicht genau, was uns erwartet, sobald das Wasser weg ist», erklärt der Brienzer. Bald stellte sich heraus: Eine Schütze am Einlauf des Umleitstollens ist unter der Last der Sedimente geborsten und musste ausserplanmässig ersetzt werden. Kein Problem für Franz Thöni: Er telefoniert, organisiert, hört zu. Auch am Wochenende, wenn es sein muss.

Der leere See ist noch mit Schnee bedeckt. Er wirkt wie eine Mondlandschaft; die Aare hat einen Canyon durch die meterdicken Sedimentablagerungen gefressen. Am Ende des Sees steht das Einlaufbauwerk für das Kraftwerk Grimsel 2, das aus der Ferne wie ein Drehrestaurant wirkt. Franz Thöni stemmt die Hände in die Hüften und erklärt die Revisionsarbeiten am Kessiturm, die Bohrlöcher, die an der alten Staumauer für den Durchfluss entstehen, die Revision des Spülstollens sowie die Sprengarbeiten für den Einlauf des neuen Pumpspeicherwerkes Grimsel 4. Bis zu 120 Personen sind hier täglich an verschiedenen Orten tätig. «Es ist wichtig, nun alles zu inspizieren und zu revidieren, damit es für die nächsten Jahrzehnte in Ordnung ist», so der 49-Jährige.
Ich möchte nichts anderes machen.
Franz Thöni, Assetmanager und Bauherrenvertreter KWO

Vor knapp 20 Jahren stiess der Mann mit den wachen blauen Augen als Konstrukteur zur KWO. Mehrmals wechselte er innerbetrieblich die Stelle, bildete sich weiter. «Ich bin ein Allrounder, nirgends der absolute Spezialist», sagt er. Den strategischen Teil seiner Arbeit am Anfang eines Projekts mag er besonders. Da er sich lieber um Projekte als um Personal kümmert, schätzt er die Zusammenarbeit mit Marco Ryter. «Wir ergänzen uns gut.» Gefragt nach den Projekthighlights kommt Franz Thöni ins Schwärmen und nennt den Neubau des Tandems (19 km Stollen, 280 MW mehr Leistung, das grösste Beruhigungsbecken der Schweiz) in den Jahren 2012 bis 2016. Den Ersatzbau Spitallamm hingegen bezeichnet er schmunzelnd als «Betonklotz».

«Ich möchte nichts anderes machen», sagt er überzeugt. Trotzdem freut sich der begeisterte Bergsportler und zweifache Familienvater auf weniger arbeitsintensive Zeiten. Ihm schwebt vor, sein Pensum auf 80 Prozent zu reduzieren und mit seiner Frau öfter mit dem VW-Bus unterwegs zu sein. Gleichzeitig freut er sich auf die kommenden Projekte Grimsel 4 und die Druckleitungssanierung an der Oberaar im Jahr 2027. «Die KWO hat eine perfekte Grösse: Wir können vieles selber machen und haben einen grossen Gestaltungsspielraum.» Dann besteigt er erneut den Krankorb und fährt zurück ins Sonnenlicht und zu seinem Arbeitsplatz in Innertkirchen, wo er sich nach dem Ausflug in die Gegenwart mental wieder mit der Zukunft der Kraftwerksanlagen beschäftigt.