Speicher für mehr Winterstrom
In den vergangenen Jahren hat sich der Triftgletscher markant zurückgezogen, geblieben ist ein Geländebecken mit einem See. Die Kraftwerke Oberhasli AG will das Potenzial dieses Beckens mit dem Projekt Trift für die Strom-produktion nutzen. Vorgesehen ist der Bau eines Speichersees und eines unterirdischen Wasser-kraftwerks, mit dem 145 Giga-watt-stunden Winterstrom erzeugt werden können.
Das Geländebecken an der Trift, das durch das Schmelzen des Gletschers freigelegt worden ist, wird von einem Felsriegel mit einer engen Schlucht abgeschlossen. Topographisch eignet sich daher das Gebiet äusserst gut für einen Speichersee. Bereits heute wird das Triftwasser aus dem Gebiet für die Strom-produktion gefasst und laufend verarbeitet. Mit dem Projekt Trift lässt sich das Wasser neu weiter oben speichern und dann nutzen, wenn es wirklich gebraucht wird: Im Winter, wenn der Strom knapp ist, oder wenn sonst kurzfristig grosse Mengen ins Netz gespeist Strom ins Netz gespiesen werden müssen, um das Stromnetz zu stabilisieren. Ein Speichersee Trift hält zudem bei starken Regen-fällen das Wasser im Triftgebiet zurück, was bisher auf natürliche Weise durch den Gletscher geschah. Das Projekt trägt so auch zum Hoch-wasserschutz im Aareboden bis Brienz bei.
Einbettung ins Wasserkraftsystem der KWO
Bereits seit den 1950er Jahren nutzt die KWO das Wasser aus dem Gadmental mit verschiedenen Wasser-fassungen für die Strom-produktion. Bisher besteht jedoch keine Speichermöglichkeit. Das Wasser fliesst also derzeit vor allem in den Sommer-monaten ab, dann, wenn bereits viel Energie im Netz vorhanden ist. Gegenwärtig wird das anfallende Wasser auch im Gebiet «Untere Trift» gefasst und in den KWO-Kraftwerken Hopflauenen und Innertkirchen 2 genutzt. Es kann aber auch via Stollen Rotlaui den Kraftwerk-sanlagen im Aaretal zugeleitet werden. Das Ausbauvorhaben Trift ist eine sinnvolle und effiziente Ergänzung des bisherigen Kraftwerksystems der KWO. Mit einem Speichersee an der Trift kann die KWO das Wasser für die Stromproduktion vor allem im Winter gezielter einsetzen und das Speichervolumen in ihrem System auf das Anderthalbfache von heute 195 auf rund 280 Millionen Kubikmeter steigern.
Ausbau im Sinne der Energiestrategie
Das Trift-Projekt ist eines der 15 Wasser-kraft-projekte, die am «Runden Tisch Wasserkraft» als prioritäre Ausbauprojekte für mehr Energie und zusätzlichen Winterspeicher definiert wurden. Seit der Annahme des Stromgesetzes im Juni 2024 durch die Schweizer Stimmbevölkerung ist das Projekt auch gesetzlich verankert. Die 15 Projekte versprechen einerseits die grösste Strom-produktion und haben andererseits die geringsten Auswirkungen auf Biodiversität und Landschaft.
Mit neuen Stauseen und der Erweiterung bestehender Wasser-kraftwerke will der Bund die steuerbare Winter-strom-produktion bis 2040 um zwei Terrawattstunden erhöhen. Dies auch durch den Aus- und Umbau bestehender Grosskraftwerke, was bei der KWO der Fall ist. Die Wasser-nutzungs-strategie des Kantons Bern von 2010 und das entsprechende Massnahmenprogramm von 2017 – 2022 haben weiter zum Ziel, mit Wasserkraft rund 300 Gigawattstunden mehr Energie zu produzieren – auch mit einer besseren und effizienteren Nutzung der bereits bestehenden Anlagen. Durch den Ausbau der Trift könnte etwa die Hälfte des Stroms produziert werden, die der Kanton in seiner Strategie vorsieht.
Projekt im Dialog erarbeitet
Am 12. September 2017 hat die KWO das Konzessionsgesuch bei der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern eingereicht. Im Juni 2023 wurde die Konzessionsänderung und -erweiterung schliesslich vom bernischen Grossen Rat mit lediglich drei Gegenstimmen gutgeheissen. Ende 2023 haben die Umweltverbände Aqua Viva und Grimselverein Beschwerde gegen den Konzessionsentscheid eingereicht.
Das Projekt für den Stausee und das Kraftwerk ist in enger und vorbildlicher Zusammenarbeit mit einer Begleitgruppe aus Umweltverbänden (WWF, Pro Natura, Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, Fischereiverbände und Schweizerischer Alpenclub SAC), der Politik, dem Tourismus und der Region (Gemeinden) entstanden. Auch die Abteilung Ökologie der KWO hat sich intensiv an der Erarbeitung einer tragbaren Lösung beteiligt. Nach einem mehrjährigen Prozess haben sich alle Beteiligten inklusive Naturschutzverbände auf einen Konsens geeinigt. Dies unter anderem, weil im Konzessionsgesuch umfangreiche Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen für Eingriffe in Natur und Landschaft vorgesehen sind. Das Gebiet, auf dem das Kraftwerk und der Stausee Trift geplant sind, ist Eigentum der KWO.
Technische Daten
Ein Speichersee an der Trift kann 85 Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten. Das ist rund die Hälfte des Wassers, das im Einzugsgebiet des Projekts anfällt. Die Menge Wasser, die im See gespeichert werden kann, entspricht einem Energieinhalt von 215 Gigawattstunden. Vorgesehen ist, die Staumauer Trift zwei Kilometer oberhalb der bestehenden Fassung «Untere Trift» am Ende des heutigen Gletscher-randsees zu bauen.
Aufgrund der topographischen und geographischen Voraussetzungen ist eine doppelt gekrümmte Bogenstaumauer ideal. Das Stauziel des Sees beträgt 1767 Meter über Meer, die minimale Betriebskote ist 1660 Meter über Meer. Maximal wird die Mauer rund 130 Meter hoch und 17 Meter dick werden, die Krone wird rund fünf Meter breit sein.
Das Kraftwerk nutzt die Höhenstufe von ungefähr 425 Metern zwischen dem neuen Speichersee Trift und der bestehenden Fassung «Untere Trift». Mit dem Kraftwerk, das im Projekt gemeinsam mit dem Speichersee vorgesehen ist, kann die KWO jährlich 145 Gigawattstunden zusätzlichen Strom produzieren. In der Kraftwerkszentrale ist eine vertikalachsige, mehrdüsige und gut regulierbare Peltonturbine vorgesehen, die 80 Megawatt Leistung erbringen kann. Als Generator ist eine Drehstrom-Synchron-maschine mit einer Leistung von 90 Megavoltampere vorgesehen.
Folgende Bauelemente sind konkret vorgesehen:
- Zufahrtsstollen Fuhren-Trift
- Speichersee Trift
- Kraftwerk Trift
- Wasser-fassung Steingletscher
- Zulaufstollen Stein-Trift